J. Borges (1935 – 2024)

J. Borges, mit bürgerlichem Namen José Francisco Borges, wurde 1935 in Bezerros, im brasilianischen Bundesstaat Pernambuco, geboren. Aufgewachsen in einer einfachen Familie im Nordosten Brasiliens, kam er schon früh in Kontakt mit der reichen Erzähltradition seiner Heimat. Diese Leidenschaft führte ihn in den 1960er-Jahren zur literatura de cordel – einer populären Form von Heftliteratur, die Geschichten aus dem Alltag, Mythen, historische Ereignisse und religiöse Legenden in einfacher Sprache vermittelt.

Seine ersten Cordel-Hefte verkaufte er selbst auf Märkten, wobei er nicht nur die Texte schrieb, sondern auch die aufwendigen Titelbilder von Hand fertigte. Dafür nutzte er die Technik der Xilogravura – Holzschnitte, die er sorgfältig in Platten schnitzte und anschließend druckte. Schnell entwickelte sich daraus ein eigener, unverwechselbarer Stil: ausdrucksstark, farbenfroh und gleichzeitig tief in der nordostbrasilianischen Kultur verwurzelt.

Mit der Zeit wandte sich Borges auch unabhängigen Holzschnitten zu, die nicht mehr an Buchveröffentlichungen gebunden waren. Diese Werke wurden zu Botschaftern brasilianischer Volkskunst und fanden ihren Weg in renommierte Museen und Galerien weltweit – vom Louvre in Paris bis zum Museum of Modern Art in New York. Internationale Sammler, Kunstliebhaber und Kulturinstitutionen schätzen seine Arbeiten für ihre Authentizität und erzählerische Kraft.

Für sein Lebenswerk erhielt J. Borges zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Orden do Mérito Cultural, den Titel Patrimônio Vivo de Pernambuco („Lebendes Kulturerbe“) und Ehrungen der UNESCO für seinen Beitrag zur Bewahrung und Verbreitung traditioneller Kulturtechniken.

Am 26. Juli 2024 verstarb J. Borges im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatstadt Bezerros. Seine Holzschnitte bleiben jedoch lebendige Zeugnisse einer Kultur, die den Alltag der Menschen ebenso feiert wie ihre Träume, Mythen und Geschichten. Jedes seiner Werke ist nicht nur ein Kunstobjekt, sondern auch ein Stück brasilianischer Identität.

Holzschnitt J.Borges